Was bieten Arbeitgeber und was wollen Arbeitnehmende? Befragungs-Insights aus dem Projekt Arbeits- und Fachkräftestrategie für den Sachsen-Anhalt Tourismus

Die Arbeits- und Fachkräfteproblematik ist eine der zentralsten Herausforderungen für alle Wirtschaftsbereiche. Aufgrund der Bedeutung des Tourismus für den Lebens- und Erlebniswert von Städten und vielen Gemeinden, vor allem auch in ländlich geprägten Räumen, heißt die Sicherung der Angebote von Freizeit-, Kultur- und Tourismusangeboten auch Sicherung der Lebensqualität und der weichen Standortfaktoren für alle anderen Wirtschaftsbereiche. 

Als eines der Leitprojekte aus dem Masterplan Tourismus Sachsen-Anhalt 2027 wird gegenwärtig eine Strategie zum Umgang mit dem Arbeits- und Fachkräftemangel im Tourismus in Sachsen-Anhalt erarbeitet. Für die Erarbeitung unterstützen wir den DEHOGA Sachsen-Anhalt. Im Rahmen dieses Prozesses wurde im Juli und August eine Online-Umfrage im Land durchgeführt. Das Ziel bestand darin, Perspektiven sowohl aus Unternehmenssicht als auch aus der Sicht der Mitarbeitenden in Bezug auf Mitarbeitendenbindung, die Suche nach Fachkräften und Prozessoptimierungen zu sammeln. Die Ergebnisse dieser Befragung liefern spannende Einblicke in die Branche und bieten wertvolle Hinweise im Umgang mit der drängenden Problematik der Arbeits- und Fachkräftesuche.

Mitarbeitendenbindung: Feedback und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie leistungsgerechte Bezahlung und angenehmes Arbeitsumfeld im Fokus

💡Die Umfrage zeigt, dass touristische Unternehmen in Sachsen-Anhalt die Bedeutung von Maßnahmen zur Mitarbeitendenentwicklung erkennen. Die am häufigsten genannten Strategien, die zur Mitarbeitendenbindung eingesetzt werden, sind Feedback-Gespräche, regelmäßige Weiterbildungen und Teamevents. Mindestens die Hälfte der befragten Unternehmen bieten diese Maßnahmen tatsächlich an.

💡Die Mitarbeitenden teilen die Beurteilung der Wichtigkeit dieser Maßnahmen und sehen ebenfalls Feedback-Gespräche, Weiterbildungen und die qualitative Erweiterung von Aufgaben als effektive Mittel zur persönlichen Entwicklung und Bindung an ihre Unternehmen.

💡Darüber hinaus bieten Unternehmen auch besonders häufig Mitsprache bei Dienstplänen, Überstundenausgleich und unbefristete Verträge als langfristige Bindungsinstrumente an. Als besonders wirksam werden die Mitsprache bei Dienstplänen, Überstundenausgleich und regelmäßige Lohnerhöhungen unternehmensseitig bewertet.

💡Neben einer leistungsgerechten Bezahlung sehen Mitarbeitende ein angenehmes Arbeitsumfeld, flexible Arbeitszeiten und regelmäßige Lohnerhöhungen als effektivste Faktoren zur Mitarbeitendenbindung an. Ein angenehmes Arbeitsumfeld zeigt sich beispielsweise in einem kollegialen Miteinander, welches 76% der befragten Mitarbeitenden besonders wichtig ist.

 

 

Vertiefende Erkenntnisse und Ansätze zur Mitarbeitendenbindung

📌Die Umfrage zeigt auch, dass größere Unternehmen eher dazu neigen, Mitarbeitendenbindungsmaßnahmen anzubieten. Das ist nachvollziehbar, da diese Unternehmen eher über entsprechende Ressourcen verfügen. In einer Region wie Sachsen-Anhalt sind viele der touristische Betriebe kleine Familienunternehmen. Hier helfen Kooperationen zwischen Unternehmen, Ressourcen für Weiterbildung und Bindungsmaßnahmen zu bündeln und diese im Unternehmensverbund umzusetzen.

📌Neben den harten Rahmenbedingungen (Lohn und Flexibilität) wünschen sich die Mitarbeitenden insbesondere ein angenehmes Arbeitsumfeld. Ein positives Miteinander ist Ihnen besonders wichtig. Unternehmen sind also gut beraten, in die Unternehmenskultur zu investieren.

 

 

Mitarbeitenden-Recruiting: Online-Präsenz entscheidend

💡Die befragten Unternehmen setzen bei der Gewinnung von Mitarbeitenden hauptsächlich auf ihre Unternehmens-Website, die Agentur für Arbeit und persönliche Kontakte. Insbesondere die Gastronomie bevorzugt die Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit, während Tourismusorganisationen verstärkt auf ihre eigenen Online-Präsenzen setzen.

💡Im Gegensatz dazu verlassen sich Mitarbeitende weniger auf die Agentur für Arbeit, sondern nutzen eher persönliche Empfehlungen, Unternehmens-Websites und Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram und YouTube bei Ihrer Jobsuche. 

💡Persönliche Empfehlungen, Unternehmens-Websites und klassische Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram und YouTube werden sowohl von Unternehmen als auch von Mitarbeitenden als effektive Kanäle zur Jobanbahnung angesehen.

 

 

Vertiefende Erkenntnisse und Ansätze für erfolgreiche Recruiting-Maßnahmen

📌Die Umfrage zeigt, dass Unternehmen gut beraten sind, ihre Stellenangebote und ihre Unternehmenskultur online zu präsentieren. Gerade Betriebe der HoGa-Branche besitzen häufig jedoch nicht das passende Knowhow und die entsprechenden Ressourcen, um Joballtag und freie Stellen für die digitale Welt aufzubereiten. Hier können die professionell aufgestellten Tourismusorganisation Abhilfe leisten und entsprechende Kommunikationsleistungen und Hilfestellungen anbieten. 

 

 

Prozessoptimierung: Chancen der Digitalisierung noch nicht ausgereizt

💡Auch Aktivitäten zur Prozessoptimierung bei Personalengpässen wurden abgefragt. Hier setzen Unternehmen verstärkt auf Digitalisierung von Prozessen, die Verkleinerung des Dienstleistungsangebots, Outsourcing und Prozessanalysen. Gerade in der Gastronomie wird das Dienstleistungsangebot zur Optimierung der internen Prozesse eingeschränkt. 

💡Unternehmen bewerten die Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen sowie die Zentralisierung von Aufgaben als die effektivsten Maßnahmen zur Prozessverbesserung.

💡Mitarbeitende legen bei der Jobsuche wenig Wert auf optimierte Prozesse bei Unternehmen. Einzig die Digitalisierung (für 75%) und die Automatisierung von Prozessen (für 45%) haben für die Jobsuche aus Mitarbeitendensicht eine gewisse Relevanz.

💡Allerdings zeigen sich auch Handlungsbedarfe. 19% der befragten Unternehmen antworteten, dass Sie noch keine Maßnahmen zur Prozessoptimierung angegangen haben. 16% Prozent haben das auch für die Zukunft noch nicht vorgesehen. 

 

 

Vertiefende Erkenntnisse zur Stärkung der Prozessoptimierungen bei den Betrieben

📌Die Digitalisierung wird als Chance für den Tourismussektor angesehen, muss jedoch noch stärker in die Branche getragen werden. Best Practices und niedrigschwellige Qualifizierungsangebote könnten dazu beitragen, dass die touristischen Unternehmen die Vorteile der Digitalisierung voll ausschöpfen. Über Best Practices kann aufgezeigt werden, welche Tools in welchen Anwendungen die Prozesse erleichtern und darüber durch Personalengpässe entstandene Herausforderungen reduzieren.