Mit Schwung und Kohle in die Zukunft: Machbarkeitsstudie „Barsinghausen Alte Zeche 2.0”

23.11.2023

 

Eine aufstrebende Mittelstadt am Deister. Eine noch aktive, vor allem aber als Besucherbergwerk genutzte Zeche. Und Herausforderungen organisatorischer, technischer, wirtschaftlicher und baulicher Natur: Aus dem Auftrag „Machbarkeitsstudie ‚Barsinghausen Alte Zeche 2.0” heraus haben wir in einem interdisziplinären Team von PROJECT M und Saint Elmo’s Tourism ein ganzheitliches, zukunftsorientiertes Umsetzungskonzept auf Basis einer soliden Analyse, mit starker Leitidee und zukunftsfähigem Betriebskonzept entwickelt.

Das Pfund von Barsinghausen war lange Zeit die Kohle: Der Steinkohleabbau prägt bereits seit dem 16. Jahrhundert das Deistervorland. Das Mittelgebirge bietet mit seiner Lage ideale Voraussetzungen für Tagesausflüge und Kurzreisen und hat mit Ankerattraktionen wie dem Klosterstollen in Barsinghausen hervorragende Voraussetzungen, um sich zu einem nennenswerten Natur-Kultur-Reiseziel weiterzuentwickeln, wo bei keinem Besuch die Einfahrt in den Klosterstollen von Barsinghausen fehlen darf. Mit der gelben Bahn, die einen hineinrattert ins konstant neun Grad kühle Grubendunkel. 

Künftiges Metathema SCHWARZ für die Vermittlung

Der Fokus der Machbarkeitsstudie lag in der Analysephase auf einer sehr umfangreichen Betrachtung der baulichen, organisatorischen, juristischen und wirtschaftlichen Situation. Im Fortgang hat das insgesamt siebenköpfige Kernteam mit den Projektleitern Renate Bauer/Saint Elmo’s Tourism und Detlef Jarosch/PROJECT M in einem partizipatorisch angelegten Prozess mit starker Kompetenz an der Schnittstelle zwischen physischen Möglichkeiten und sowohl inhaltlich als auch gestalterisch und strukturell zukunftsorientiertem Design einen starken Ansatz für die Zukunft der historisch bedeutenden Stätte entwickelt: Das definierte Metathema SCHWARZ soll die künftige Ausgestaltung tragen und den Bogen schlagen von der natürlich vorhandenen Essenz der Kohle bis zu Themen rund um Energiegewinnung und -bewusstsein. Das Thema kann und soll in der gesamten Vermittlung sicht- und spürbar sein. Das gilt für bauliche Maßnahmen unter streng ressourcenschonenden Ansätzen ebenso wie für die Führung unterschiedlicher Zielgruppen entlang der gesamten Customer Journey.

Stellschrauben für die zukunftsfähige Entwicklung

Da geht es um eine Aufwertung des gastronomischen Angebots mit thematischem Fokus wie etwa einem Bergarbeiter-Vesper und Kochen über offenem Feuer und da geht es um Wegeführung und -design, Kooperationen und neue Angebote wie beispielsweise Kohlezeichenkurse, Kunstausstellungen in den historischen Räumlichkeiten und die physisch-thematische Verbindung hinaus Richtung Deister und Umland. Nach innen gerichtet geht es um die Schaffung einer soliden Betriebsstruktur, die die mit einem aktiven Bergwerk verbundenen Sicherheits- und technischen Anforderungen ebenso berücksichtigt, wie die für den Betrieb einer solch besonderen Attraktion notwendigen personellen Ressourcen: Die sind aktuell begrenzt, da es an Grubenführern mangelt und eine der zentralen Aufgaben für den weiteren Betrieb das Aufsetzen einer gesunden Struktur aus Haupt- und Ehrenamt ist.

Es geht darum, Expertenwissen aus dem Pool der mitunter seit Jahrzehnten engagiert-ehrenamtlich Tätigen an auch jüngere Akteure zu übertragen. Es geht um die stimmige Gestaltung neuer touristischer Produkte und Angebote, nicht zuletzt in Zusammenarbeit mit der umliegenden Gastronomie und Beherbergung sowie mit Partnern aus unter anderem Kultur und Vermittlung.

Ein handlungsorientiertes Konzept für den gesamten Erlebnisraum des Klosterstollens Barsinghausen

So ist in einem gut halbjährigen Prozess, der für den Bereich der kreativen Leitidee und ihrer Ableitungen für konkrete Produkte, Angebote, Kommunikation und Marketing auf Basis der Design Thinking-Methode und genauer auf Grundlage des sogenannten doppelten Designdiamanten geführt wurde, ein handlungsorientiertes Konzept für den gesamten Erlebnisraum des Klosterstollens Barsinghausen entstanden. Dieses fokussiert zum einen auf die Professionalisierung des Betriebs und die notwendigen baulichen Maßnahmen auf dem Zechengelände und zum anderen auf die Weiterentwicklung und Attraktivierung des als Besucher Erlebbaren.

Im Mittelpunkt steht nach wie vor die Einfahrt in den Stollen als Ankerattraktion. Daneben gilt das Augenmerk einer modernen Ausstellungsgestaltung, einem attraktiven Besucherzentrum und der ganzheitlichen Tourismus- und Regionalentwicklung auf dem Zechengelände und in Verknüpfung mit der städtischen und der Infrastruktur entlang des Deisters, wobei der Zeche eine Portalfunktion und eine wichtige Rolle hin zur touristischen Saisonverlängerung zugedacht ist. Neben einer exklusiven Anzahl an Wohnmobilstellplätzen auf dem Zechenareal, einem Wegeleitsystem ab/bis Bahnhof und Innenstadt und neuen Ansätzen zu Finanzierungsmöglichkeiten, zum Beispiel über öffentliche Fördertöpfe und ein stringentes Sponsorenkonzept.

Grundstein für die Umsetzung

All diese Aspekte münden in einen Hands-On-Handlungsplan, der im November 2023 der Stadt Barsinghausen als Auftraggeberin der Machbarkeitsstudie präsentiert und übergeben wurde. In drei Projektphasen untergliedert, enthält der Handlungsplan eine detaillierte Auflistung der unabdingbaren und dringend empfohlenen Maßnahmen inklusive Zuständigkeiten, Grobkostenschätzung und Potenzialabschätzung und ist damit sowohl eine belastbare Entscheidungsgrundlage als auch bereits der Schlüssel zur Umsetzung.

Wir bedanken uns bei der Stadt Barsinghausen für den spannenden Auftrag und bei den städtischen Akteuren und all ihren Partnern für eine dialogreiche, intensive und konstruktive Zusammenarbeit und freuen uns schon heute auf die schrittweise Entwicklung hin zur „Alten Zeche 2.0”!

Ansprechperson

Detlef Jarosch

Bereichsleiter Infrastrukturentwicklung

Dr. Katja Zielke

Senior Consultant